Standort

Standort verliert an Wettbewerbsfähigkeit

Energie- und Arbeitskosten zu hoch +++ Immer mehr Bürokratie statt weniger +++ Verlagerungen ins Ausland +++ Investitionen im Inland gefährdet +++ De-Industrialisierung immer wahrscheinlicher

Schlechtere Rahmenbedingungen sind ein Risiko für den Industriestandort

Die M+E Unternehmen kämpfen zunehmend mit Standortproblemen in Deutschland. Dies gefährdet zunehmend Investitionen, Wertschöpfung und Beschäftigung im Inland. Im Juli 2024 sagten zwei Drittel der befragten M+E Unternehmen in der bayme vbm Konjunkturumfrage, dass sich die Standortfaktoren im Inland im Verlauf der letzten 24 Monate verschlechtert haben.

Deutschland ist im IMD World Competitiveness Ranking 2024 in den letzten zehn Jahren deutlich abgestürzt: von Platz sechs auf aktuell Platz 24. Zwar steht der Standort bei der Wirtschaftsleistung (Rang 13) noch relativ gut da. Ähnliches lässt sich dagegen nicht bei Infrastruktur (20), Effizienz der öffentlichen Hand (32) und wirtschaftlicher Effizienz (35) sagen. Das erste globale Schwergewicht im Ranking sind die USA auf Rang zwölf und China liegt mittlerweile knapp dahinter auf Platz 14.

vbm Verhandlungsführerin Angelique Renkhoff-Mücke im Gespräch

68%

der Unternehmen, die schlechtere Standortbedingungen verspüren, reduzieren deshalb ihre Investitionen im Inland

53%

davon investieren aufgrund der Bedingungen nicht in Deutschland, sondern im Ausland 

-107 Mrd. €

sind im Schnitt bei den Nettoinvestitionen seit 2021 jährlich aus Deutschland abgeflossen

11.000

Industriebetriebe wurden 2023 geschlossen. Das sind 8,7 Prozent mehr als 2022 und der höchste Stand seit 2004

41,4%

der bayerischen M+E Betriebe planen bereits Auslagerungen ins Ausland

fast 80%

reduzieren wegen der Standortbedingungen ihre Neuinvestitionen im Inland

>10%

liegt die Produktion der bayerischen M+E Industrie unter dem Vorkrisenniveau in 2018 

Unternehmen mussten in den vergangenen Jahren die durch Corona und den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine rasant gestiegenen Mehrkosten für Energie, Material sowie Rohstoffe schultern. Hinzu kam für die bayerischen M+E Unternehmen der höchste Abschluss seit 1992 mit einer Erhöhung der tariflichen Entgelttabellen um 8,5 Prozent.

Wenn die Sorge der IG Metall vor der De-Industrialisierung ernst gemeint ist, muss nun alles darauf ausgerichtet werden, den Standort zu stärken. Dazu gehören insbesondere auch eine realistische und bezahlbare Entwicklung der Lohnkosten und die Sicherung des Arbeitszeitvolumens. Denn auch die Tarifpolitik hat einen wesentlichen Einfluss auf die Standort- und Investitionsentscheidungen von Unternehmen.

Regierung bleibt untätig

Viele Unternehmen sind zunehmend frustriert über die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Im internationalen Vergleich zu hohe Steuern, zu hohe Energiepreise und eine überbordende Bürokratie machen es schwer, wettbewerbsfähig zu bleiben. Hinzu kommen weitere Herausforderungen wie zum Beispiel ein unfairer Wettbewerb durch erhebliche staatliche Subventionen in den USA und China. Diese Probleme können nur von der Politik gelöst werden.

Mehr Auslagerungen ins Ausland

Wenn Unternehmen ins Ausland abwandern, gehen Arbeitsplätze verloren, und die wirtschaftliche Stabilität der Region wird gefährdet. Knapp 19 Prozent der Betriebe, die eine Verschlechterung der Standortbedingungen sehen, haben in den letzten zwölf Monaten bereits Teile der Wertschöpfung ins Ausland verlagert und 41,4 Prozent planen dies.

Investitionen im Inland rückläufig

Besonders negativ wirken sich die Standortfaktoren auf die inländische Investitionstätigkeit aus, das sagten 67 Prozent der M+E Betriebe. Dieser Anteil hat sich gegenüber dem Vorjahr um zehn Punkte erhöht. Das betrifft vor allem Neuinvestitionen im Inland. Fast 80 Prozent der Unternehmen reduzieren diese angesichts der Standortbedingungen, 20 Prozent unterlassen sie komplett. Gut 54 Prozent der Betriebe investieren stattdessen im Ausland, bei knapp der Hälfte (46 Prozent) bleiben die Investitionen gänzlich aus.

Reale Gefahr der De-Industrialisierung

Die Gefahr der De-Industrialisierung ist real. Im Jahr 2023 gab es bundesweit 11.000 Betriebsschließungen in der Industrie (ZEW Mannheim), was den höchsten Stand seit 2004 darstellt. Auch die Netto-Abflüsse von Direktinvestitionen sind gestiegen und lagen in den letzten drei Jahren bei durchschnittlich 107 Milliarden Euro (IW Köln). Diese Entwicklungen zeigen, dass Deutschland an Attraktivität als Industriestandort verliert. Verantwortlich sind vor allem sinkende Investitionszuflüsse nach Deutschland als auch hohe Abflüsse. Für Arbeitnehmende in Bayern bedeutet dies ein erhöhtes Risiko, dass Arbeitsplätze verloren gehen oder ins Ausland verlagert werden.

Weiterer Produktionsrückgang

Die Produktion in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie liegt aktuell 15 Prozent unter dem Vorkrisenniveau 2018. Die Auftragslage lässt einen weiteren Rückgang erwarten. So haben die Auftragseingänge in den ersten sieben Monaten 2024 das Niveau von 2023 um 3,1 Prozent in Bayern unterschritten. Zu berücksichtigen ist auch, dass Auftragsbestände der Unternehmen nicht abgerufen werden. So berichten derzeit bereits zwei Drittel der bayerischen M+E Firmen über einen Auftragsmangel.

Ihr Ansprechpartner
Tobias Rademacher
Presse- / Öffentlichkeitsarbeit +49 (0) 89-551 78-399 +49 (0) 173-346 38 08 E-Mail senden
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